Bargeldversorgung in Deutschland

geld finanzen

Die Deutsche Bundesbank hat sich in ihren Monatsberichten Dezember 2022 sowie Januar 2023 ausführlich mit dem Zugang zu Bargeld in Deutschland befasst. Insgesamt betrachtet, ist die Bargeldversorgung in Deutschland gut. Der Rückbau von Geldautomaten und Filialen kann teilweise durch alternative Abhebemöglichkeiten an Ladekassen kompensiert werden. In 42,6 Prozent der Kommunen gibt es jedoch keine Bargeldabhebemöglichkeiten. Betroffen sind hier 3,1 Mio. Menschen. Aber nur wenn Bargeld auch verfügbar ist, können die Bürger frei entscheiden, wie sie zahlen und sparen möchten. Auch für die finanzielle Teilhabe aller Menschen in unserer Gesellschaft ist Bargeld von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus ist es in Not- und Krisenfällen unter Umständen das einzige kurzfristig verfügbare Zahlungsmittel. Die Bundesbank unterstreicht, dass es daher auch in Zukunft darauf ankommt, dass Kreditinstitute in einem angemessenen Umfang Abhebeorte betreiben und so ihrer Verantwortung zur Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld weiter nachkommen.

Der Bargeldversorgung dienen traditionell Geldautomaten und Bankschalter. In den letzten Jahren war hier jedoch ein deutlicher Rückbau feststellbar. Belief sich die Anzahl der Geldautomaten in Deutschland im Jahr 2018 noch auf etwa 59.000, waren es im Jahr 2021 bereits nur noch rund 55.000 Automaten (ca. 70 Geldautomaten je 100.000 Einwohner). Noch deutlicher wird der Rückbau bei den Bankstellen. Im gleichen Zeitraum gingen diese hier von knapp 30.000 auf etwa 23.000 zurück. Das ist eine Halbierung im Vergleich zum Jahr 2006. Neu hinzugekommen sind in den letzten Jahren allerdings Bargeldbezugsmöglichkeiten an der Ladenkasse.

Repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Bargeldzugang

Nach einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung schätzen 94 Prozent der Befragten den Aufwand für den Weg zum Geldautomaten als gering oder sehr gering ein. Der durchschnittliche Zeitaufwand pro Abhebung beläuft sich dabei auf etwa neun Minuten. Zwar gaben vulnerable Personengruppen einen leicht höheren zeitlichen Aufwand an, doch schätzen auch sie den Aufwand als gering ein. Eine Unterversorgung des ländlichen Raumes konnte nicht festgestellt werden.

All dies lässt den Schluss zu, dass die Verbraucher/innen an der Kasse weitgehend frei entscheiden können, ob sie Bargeld verwenden möchten oder nicht. Diese Wahlfreiheit zwischen Bargeld und unbaren Zahlungsmitteln ist auch Ziel des Eurosystems.

Räumliche Verfügbarkeit von Abhebeorten

Insgesamt konnten die Bürger im Jahr 2021 an 77.669 unterschiedlichen Bezugsquellen Bargeld abheben. 49.874 waren dabei traditionelle Bargeldquellen wie Bankfilialen und Bankautomaten (mehrere Bargeldquellen an einem Ort wurden hier zusammengefasst). Knapp über ein Drittel der Bargeldabhebemöglichkeiten geht auf Ladenkassen zurück (27.795 Standorte).

Ein dichtes Netz an Abhebeorten ist insbesondere im Westen und Süden Deutschlands sowie in Ballungsräumen vorhanden, während im Osten weniger Abhebeorte verfügbar sind.

Betrachtet man alle Kommunen in Deutschland einzeln (11.007 zum Analysezeitpunkt), so gab es in 4.686 Gemeinden nicht die Möglichkeit vor Ort Geld abzuheben. Betroffen sind hiervon 3,1 Mio. Einwohner, also rund 3,7 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Die Untersuchung der Deutschen Bundesbank zur räumlichen Verteilung und Verfügbarkeit von Abhebeorten in Kommunen hat gezeigt, dass für 79,8 Mio. Bürger/innen in Deutschland (96 % der Bevölkerung) eine Bankfiliale oder ein Geldautomat in der eigenen Gemeinde für den Bezug von Bargeld verfügbar ist. 76,3 Mio. Einwohner (91,8 %) können im eigenen Gemeindegebiet zum Geldabheben an Ladenkassen zurückgreifen. 76,1 Millionen Einwohner (91,5 %) haben in ihrer Gemeinde sowohl zu traditionellen wie alternativen Abhebeorten Zugang. In 1.779 Kommunen (mit 3,7 Mio. Einw.) gibt es nur traditionelle Bargeldabhebemöglichkeiten. Die Kommunen finden sich vor allem im Süden. Nur ein kleiner Teil der Gesamtbevölkerung (0,3 % bzw. 234.719 Einw.) wohnt in Gemeinden, in denen zwar eine Bezugsmöglichkeit an der Ladenkasse, jedoch keine am Bankschalter oder einem Geldautomaten vorhanden ist. Bis auf wenige Ausnahmen befinden sich diese Kommunen in den neuen Bundesländern.

Letztlich kommt es aber nicht nur darauf an, ob es in der eigenen Gemeinde eine Bargeldbezugsquelle gibt, sondern wieweit diese tatsächlich entfernt ist. Nach der Untersuchung der Bundesbank beträgt die Entfernung bis zur nächsten Filiale bzw. zum nächsten Geldautomaten im Durchschnitt 1,7 km. Die Bargeldversorgung über Ladenkassen ist ebenfalls gut, wenn auch entfernungstechnisch nicht so attraktiv wie bankgestützte Bargeldquellen. So liegt die durchschnittliche Entfernung zur nächstgelegenen Ladenkasse hier bei 2,9 km.

Gegenwärtig gibt es grundsätzlich also ein dichtes Netz an Bargeldbezugsmöglichkeiten. Die Deutsche Bundesbank unterstreicht jedoch auch, dass Voraussetzung für eine weiterhin intakte Bargeldinfrastruktur ist, dass die Kreditinstitute in Deutschland ihrer Verantwortung für die Bargeldversorgung ebenfalls in Zukunft nachkommen. Gezeigt hat die Untersuchung ebenfalls, dass die Ladenkasse die Angebote der Kreditwirtschaft zur Bargeldversorgung zwar ergänzen, aber nicht ersetzen kann.

Kritisch wird gesehen, dass es in etlichen Kommunen keine Abhebemöglichkeit gibt und die rund 1,3 Mio. Betroffenen für den Bezug von Bargeld wesentlich weitere Strecken auf sich nehmen müssen. Der individuelle Aufwand der Bargeldversorgung ist also merklich höher, was auch Einfluss auf die Wahl des bevorzugten Zahlungsmittels haben kann. Die Deutsche Bundesbank werde daher den Zugang zu Bargeld in Deutschland weiter aufmerksam beobachten.

Die Aufsätze „Zugang zu Bargeld in Deutschland – Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung“ aus dem Monatsbericht Dezember 2022 und „Zugang zu Bargeld in Deutschland: Auswertungen zur Räumlichen Verfügbarkeit von Abhebeorten“ aus dem Monatsbericht Januar 2023 der Deutschen Bundesbank können unter www.bundesbank.de abgerufen werden.

17.02.2023